Gemeindebrief
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Gemeindebrief – Februar 2022

Der erste Pastor der Gemeinde starb jung

Am Donnerstag, dem 14. Dezember des Jahres 1843 waren nahezu alle Männer aus Putbus dem Sarg ihres Pastors August Adolph Bresina (1812 – 1843) gefolgt. Auch Fürst Malte war darunter sowie sämtliche Geistliche der Umgebung und die Schüler des Königlichen Pädagogiums unter Führung ihrer Lehrer. Die Jungen sangen ihrem Religionslehrer und Seelsorger am offenen Sarg einige Verse aus „Jesus meine Zuversicht“, bevor der Leichenzug durch den Ort begann. Nach der Beerdigung trafen sich die Trauernden in der Kapelle im Schloss, um hier mit Herrn Pastor Friedrich von Kathen aus Vilmnitz des Verstorbenen zu gedenken. Am Abend dann würdigte der Direktor der höheren Bildungsanstalt, Dr. Hasenbalg im Betsaal der Schule den „Erdenmenschen“ Bresina noch einmal. Er hob seine „ausgezeichneten Kanzelreden“ hervor wie die „unübertreffliche feierliche Haltung“, mit der er das „Amt des Altars verwaltete“. Als Seelsorger habe er treu den Menschen in seiner Gemeinde zur Seite gestanden und in herzlicher Teilnahme am Wohle der Schüler mitgewirkt.

Fürst Malte hatte Bresina fünf Jahre zuvor in den Ort geholt und ihn als Prediger und zugleich Lehrer und Seelsorger für die Jungen am Pädagogium angestellt. Der Fürst wollte einem „Übelstand“ abhelfen. Die Putbusser Einwohner mussten anfangs ohne eigenständiges Pfarramt und ohne Gotteshaus in Putbus auskommen. Zum sonntäglichen Kirchgang hieß es zur Kirche St. Maria Magdalena nach Vilmnitz zu kommen. Der Weg dorthin war häufig kaum passierbar, bei schlechtem Wetter nur auf Leiterwagen oder Schlitten zu bewältigen.

Das änderte sich, als Bresina in den Ort kam. Sonntags gingen die Putbusser nun ins Schloss in die dort eingerichtete Kapelle. Nachdem die Kirchengemeinde Putbus endgültig selbständig geworden war, wurde Bresina zu ihrem Pastor ernannt. Ein Berichterstatter der Zeitschrift Sundine spricht von zahlreichen Besuchern, die er in der Schlosskapelle beim Gottesdienst am 4. August 1839 antraf, von Personen jeden Alters, Geschlechts und Standes, bestehend aus Einwohnern und Fremden, die vom „Höchsten“ bis zum „Niedrigsten“ ehrfurchtsvoll dem freien Vortrag des Schlosspredigers Bresina gelauscht hätten. Der Geistliche habe die Kapelle mit seiner schönen und ausdrucksvollen Stimme erfüllt, eine auf die Erde fallende Nadel wäre in die Andacht hinein zu hören gewesen.

August Adolph Bresina starb mit nur 31 Jahren an Typhus. Seine hoffnungsvoll begonnene Karriere endete abrupt. Der Pastor hinterließ Frau und zwei kleine Kinder. Er wurde wie so viele Männer, Frauen und Kinder seiner Zeit durch Krankheit mitten aus dem Leben gerissen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte der medizinische Fortschritt sowie der Beginn der Einrichtung von Wasserleitungen und Abwassersystemen hierzulande vielen Seuchen den Schrecken nehmen.

Jutta Neuper
(Überlingen am Bodensee)

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